Eine wesentliche Eigenschaft, die den Menschen von anderen Lebewesen unterscheidet, ist, dass er verschiedene Wahrnehmungspositionen einzunehmen vermag.

„Wahrnehmungspositionen“ werden im Coaching zum Beispiel angewendet, wenn ein Klient mit einem anderen Menschen beruflich oder privat Kommunikationsschwierigkeiten hat.

Der Coach bittet den Klienten verschiedene Wahrnehmungspositionen einzunehmen, um das Kommunikationsproblem aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. Die drei verschiedenen Positionen werden auf dem Boden markiert (Boden-Anker), z.B. durch Moderationskarten. Die Technik ist zur Selbstreflexion der eigenen Kommunikation geeignet. So gelingt es, durch Wahrnehmungspositionen die Selbstreflexion zu verbessern.

Wahrnehmungspositionen

Das Durchlaufen der verschiedenen Wahrnehmungspositionen löst die eingeschränkte Sichtweise auf, eröffnet neue Betrachtungsweisen und verbessert die Selbstreflexion. Das Einbeziehen aller Wahrnehmungspositionen wird naturgemäß zu Lösungen von höherer Qualität führen.

Ablauf

  1. Der Klient benennt das Thema und die Situation, in der Probleme mit einer anderen Person aufgetaucht sind. Kurz beschreiben lassen. (Der Klient befindet sich – ohne es zu wissen – in der sogenannt ‚neutralen Position’)
  2. Der Coach fordert den Klienten auf: Definieren Sie 4 verschiedene Punkte im Raum. Den 1. für Sie selbst, den 2. für die andere Person und den 3. für die Position eines Beobachters von aussen. Markieren Sie diese Punkte (z.B. durch Meta-Plan-Karten oder Stühle). Setzen Sie auch einen 4. Punkt (Karte oder Stuhl) für die neutrale Position, in der Sie jetzt stehen.
  3. Versetzen Sie sich in die Ausgangssituation
    (1. ICH-Position) Klient geht assoziiert in die Position und erlebt nochmal die Problemsituation und spürt seine Emotionen (spricht in Gegenwartsform), als ob sie tatsächlich in diesem Moment aus seiner Sicht stattfände.

    Mögliche Fragen:

    • Wie erleben Sie sich in dieser Situation (VAKOG)?
    • Wie erleben Sie die andere Person in dieser Situation (VAKOG)?
    • Welche positive Absicht steht hinter Ihrem Verhalten?
    • Welche positive Absicht steht hinter dem Verhalten des Gegenübers?
  1. Schlüpfen Sie in die Haut des Gesprächspartners (Name) (2. Position des ANDERN)
    Der Klient erlebt die Gefühlswelt der anderen Person assoziiert. „Nehmen Sie seine/ihre Körperhaltung ein – empfinden Sie nach.“

    Hilfreich ist es, sich diese Person dissoziiert (z.B. in zwei Meter Abstand) vorzustellen und sich dabei auf typische Verhaltens-Merkmale wie Körperhaltung, Bewegung, Gesten, die Art des Redens, die Art der Kleidung zu konzentrieren. Dabei genügen in vielen Fällen vage Eindrücke, eine Ahnung, dass es so oder so sein könnte.

    „Gehen Sie nun in diesen imaginierten Körper hinein“ – genau diese Körperhaltung einnehmen, sich genau so bewegen, so reden oder sich das vorzustellen, usw. (Manche Personen stellen sich vor, sie würden in den Körper „hineinschlüpfen“ oder diesen Körper „wie einen Taucher-Anzug anziehen“). Dabei kann das so erfahrene Körper-Gefühl eigenartig sein (z.B. auch, wenn es sich um eine Person des anderen Geschlechts handelt). Vermeiden Sie dabei, die Person zu karikieren.

    Jetzt dieselben Fragen wie für Position 1.
    (Klient ist jetzt die andere Person und wird auch als diese angesprochen) „Sie, Herr oder Frau X …“

  2. Gehen Sie in die 3. Position (freundlicher Beobachter) Die dritte Position analysiert die Situation unvoreingenommen.Überlegen Sie:
    • Was läuft zwischen 1 und 2 ab?
    • Welche positive Absicht steht hinter dem Verhalten beider?
    • Was könnte 1 anders machen, um eine andere Reaktion von 2 zu erhalten?
  3. Wenn Sie Einsichten und zusätzliche Informationen für 1 gefunden haben, gehen Sie  zurück in die 1. Position und spielen Sie gedanklich das neue Verhalten durch. Prüfen Sie dann in der 2. Position (und eventuell auch noch mal in der 3. Position) die Wirksamkeit dieser Alternativen.
  4. (Neutrale Postion) Wann wird es eine Gelegenheit geben, das neue Verhalten auszuprobieren? Spielen Sie gedanklich einmal diese zukünftige Situation durch.

    PS: Die Positionen können wiederholt eingenommen werden, bis der Klient ein gutes (versöhntes) Gefühl hat: So können Sie durch Wahrnehmungspositionen die Selbstreflexion verbessern.

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