Lösungsfokussierte Beratung

Lösungsfokussierte Beratung ist eine Form der Beratung, die in vielen Bereichen erfolgreich eingesetzt werden kann: im Coaching und in der Therapie, aber auch in der Konfliktberatung oder in der Berufsberatung.

Entwickelt wurde sie in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts von Insoo Kim Berg und Steve de Shazer im Brief Family Therapy Center (BFTC) in Milwaukee/-Wisconsin und ist, wie der Mitbegründer Steve de Shazer sie beschrieb, „simple but not easy“.

Lösungsfokussierte Beratung – Besonderheiten:

  1. Sie orientiert sich an der Zukunft – die von uns selbst in diesem Moment (mit-) gestaltet wird.
  1. Klientinnen und Klienten werden unterstützt eigene Ziele zu formulieren und sie zu verfolgen.
  1. Sie geht davon aus, dass Klienten bereits Ressourcen und Fähigkeiten haben, die sie für die  Lösung ihrer Probleme brauchen. Aus unterschiedlichen Gründen sind ihnen die Ressourcen im Moment nicht zugänglich. Die Beratung hat den Sinn, sie dabei zu unterstützen, von eigenen früheren Erfolgen zu lernen.
  1. Optimistische Grundhaltung im Coaching, in der davon ausgegangen wird, dass Klienten ihre Zukunft ändern werden; dass die Zukunft in ihren Händen liegt.
  1. Die Fähigkeiten und die Person der Klienten werden konsequent wertgeschätzt.

Die Kernstücke der Beratung sind die Wunderfrage, die Skalierung, das Lernen von eigenen Erfolgen, die weiter unten beschrieben werden.

Schritt 1

Erarbeiten, gemeinsam verstehen, was die Klientin oder den Klienten dazu bringt, sich verändern zu wollen.

Weil etwas da ist, was sie als negativ erleben, oder weil etwas fehlt, was sie gerne hätten, etwas, was sie vermissen. Diese Methode wurde zum Teil auch mit Klienten erprobt, die auf Anordnung (Chef, Partner) kamen und zum großen Teil keine eigene Motivation für die Veränderung hatten. De Shazer und Kim Berg entwickelten erfolgreiche und anwendbare Methoden, mit solchen Anliegen förderlich zu arbeiten( s. Ordnungsmodell-Kundentypen).

Schritt 2

Den gewünschten Zustand definieren.

Die Wunderfrage stellen und nach der Wunderfrage, die ja ein Wunder beschreibt, welches die Problemlösung mit sich bringt, werden wahrscheinliche Auswirkungen ausfindig gemacht – auf einen selbst und auf andere. Die Imaginationen von Auswirkungen der Problemlösung werden dann als das eigentliche Lösungsbild, als der gewünschte Zustand angesehen. Wie die Wunderfrage gestellt werden kann, wird unten ausführlich beschrieben.

Schritt 3

Den jetzigen Zustand bestimmen

– auf einer Skala von 1 bis 10 skalieren.

Der Coach fragt: Wo befinden Sie sich, wenn 1 eine Katastrophe und 10 den Himmel bezüglich Ihres Anliegens beschreiben?

Schritt 4

Ausnahmen vom Problem

– Lernen von eigenen Erfolgen

Wann in der Vergangenheit hatte der Klient etwas – auch im Ansatz – von dem gewünschten Zustand?

Wie war es?

Wie hat er/sie das geschafft?

Was davon könnte er/sie reaktivieren?

Was von dem früher erfolgreichen Verhalten wäre in der jetzigen Situation auch förderlich?

Schritt 5

Kleiner Schritt nach vorne!

Der Klient definiert einen kleinen Schritt, den er in Richtung Lösung unternehmen könnte. Man kann diesen kleinen Schritt auch als ein Experiment sehen, denn die Situation in der Zukunft wird nie die gleiche sein wie in der Vergangenheit.

Schritt 6

Der Verbesserung auf der Spur bleiben!

Die nächste Sitzung mit der Frage beginnen:

Was hat sich verbessert?

Die Idee ist:

Etwas, was funktioniert hat, öfters machen.

Schritt 7

Soll nun noch etwas verändert werden?

Die Wunderfrage

Die Wunderfrage entstand während einer Arbeit mit einer Klientin, die, nachdem sie nach dem Lösungszustand gefragt wurde, diesen zunächst geschildert hat, dann die Bemerkung machte: „Das wäre aber ein Wunder“. Es hat sich herausgestellt, dass Klienten mit der Hilfe der Wunderfrage ein klareres Bild entwickeln können, was sie sich eigentlich wünschen, als wenn sie einfach direkt danach gefragt werden. Die Informationen über gewünschte Lösungen werden detailliert klar, wenn die Auswirkungen des Wunders formuliert und betrachtet werden. Unten aufgeführt ist der Wortlaut der Wunderfrage wie sie sie Insa Sparrer und Matthias Varga von Kibed in ihren Büchern und Ausbildungsgängen vorschlagen:

Betonung der Ungewöhnlichkeit und Schwierigkeit der Frage:

Ich habe da eine etwas eigentümliche, schwierige Frage für Sie. // Für die Beantwortung davon ist vielleicht etwas Vorstellungskraft erforderlich. // Und die Frage wäre folgende:

Alltagseinbettung:

Einmal angenommen, heute, nach diesem Gespräch, // begeben Sie sich wieder nach Hause – oder wo immer Sie heute den Abend verbringen werden. // Und im Laufe des Abends denken Sie vielleicht noch etwas an dieses Gespräch zurück // und was davon vielleicht schon nützlich war // und was vielleicht noch fehlte. // Und vielleicht essen Sie noch etwas zu Abend // oder tun, was immer Sie so tun; // und irgendwann // werden Sie müde, // legen sich nieder // und schlafen ein; // und dann // schlafen Sie.

Einführung des Wunders (plötzlich, unbemerkt):

Und einmal angenommen // // mitten in dieser Nacht geschieht etwas ganz Erstaunliches // fast schon ein Wunder // und das besteht darin, // dass das, weswegen Sie hierher gekommen sind // gelöst ist, einfach so. // Und das wäre ja wirklich ein Wunder. // Und da Sie ja schlafen, bemerken Sie nicht, dass das Wunder schon geschehen ist. //

Woran bemerkbar:

Also, am nächsten Morgen, // wenn Sie aufwachen, // woran werden Sie als erstes bemerken, dass das Wunder passiert ist?// Was ist dann anders? // Und was noch ?

Auf Antworten wie „Es wäre dann dies und das nicht mehr da“ weiterfragen mit // Was wäre dann stattdessen da? // Und was noch? // Und was täten Sie dann, das Sie nicht eh schon tun? // Oder anders als vorher?

Reaktionen im Umfeld:

Und bemerkt es jemand außer Ihnen? // Und wer außer Ihnen würde es merken? // Und woran? // Und wie würde er/sie dann reagieren?

Bei schwieriger Reaktion an das Wunder erinnern: Jetzt ist aber das Wunder geschehen. // Wie würden Sie dann mit dieser Reaktion umgehen?

Also: Simple but not easy, oder? – die lösungsfokussierte Beratung

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