Von Problemen und Lösungen – und lösungsorientierte Fragen dazu

Steve de Shazer und Insoo Kim Berg waren die Begründer der Lösungsorientierten Beratung und der lösungsorientierte Fragen. Sie vertraten – vor dem Hintergrund ihrer fast hoffnungslosen Beratungsarbeit in sozial schwierigsten Umfeldern – eine dezidierte Haltung: «Man muss nichts vom Problem wissen, um zu einer Lösung zu kommen.» Diese Sichtweise mag hilfreich sein in einem familientherapeutischen Umfeld, in dem Familienmitglieder arbeitslos, süchtig, aggressiv und übergriffig sind, um überhaupt auch nur kleinste Erfolge in Gang zu bringen. Was die beiden herausragenden Persönlichkeiten tatsächlich geschafft haben. Für Coachings mit gesunden Menschen ist die Aussage so nicht haltbar.

Aber Steve de Shazer und Insoo Kim Berg haben während ihrer Arbeit noch andere Beobachtungen gemacht, die hilfreich sind für jede Kommunikation – und natürlich auch fürs Systemische Coaching. «Problemorientierte Fragen führen in die Vergangenheit und ins Problem. Lösungsorientierte Fragen führen in die Zukunft und in die Lösung.» Die Aussage scheint banal, ist jedoch von nicht unerheblicher Brisanz. Wagen Sie einen Selbstversuch und testen Sie die Wirkung der unten stehenden Fragen mit einen Selbst-Coaching aus.

Welches Problem tragen Sie mit sich? Welches Anliegen treibt Sie um? Oder welche Herausforderung steht vor der Tür? Notieren Sie einige Sätze dazu! Dann beginnen Sie mit dem Selbst-Test und spielen beide Fragearten durch: Erst die problemorientieren Fragen, dann die lösungsorientierten. Was stellen Sie am Ende fest?

Problemorientierte Fragen: Beschreiben Sie kurz den problematischen Ist-Zustand.

  1. Wodurch, glauben Sie, ist das Problem entstanden?
  2. Was haben Sie schon versucht, um das Problem zu lösen? Mit keinem oder wenig Erfolg?
  3. Was genau erleben Sie an der Situation problematisch?
  4. Seit wann besteht das Problem? Hatten Sie früher schon einmal ähnliche Probleme?
  5. Wer, denken Sie, ist verantwortlich für die Problemsituation – und warum?
  6. In welchen Situationen tritt das Problem auf, in welchen nicht?
  7. Welche Teile sind am Problem beteiligt (z.B. Personen, Gefühle, reale und nichtreale Dinge). Dies kann auch sein: „meine Wut“, „die Bürokratie“, etc.
  8. Welche Gefühle ruft das Problem in Ihnen hervor? Beschreiben Sie diese Gefühle.
  9. Welche Hilfen oder Unterstützungen (von Freunden, Beratern, Internet, etc.) haben Sie für Ihr Problem schon in Anspruch genommen? Wenn nicht: Warum nicht?

Lösungsorientierte Fragen zur oben genannten Ausgangslage:

  1. Was ist die Veränderung, die Sie erreichen möchten?
  2. Was wäre möglich, wenn die Veränderung schon passiert wäre?
  3. Woran würden Sie ganz konkret merken, dass Sie die Veränderung erreicht haben?
  4. Angenommen, die Ihnen wichtigen Menschen in Ihrer Umgebung wüssten nicht, dass Sie Ihre Veränderung erreicht haben: Woran könnten Sie es trotzdem merken?
  5. Was ist das Gute am momentanen Zustand daran, dass die Veränderung noch nicht erreicht ist? (Auch wenn Ihnen die Frage etwas merkwürdig erscheint: Überlegen Sie, ob es nicht irgendetwas gibt, was gut oder vorteilhaft am momentanen Zustand sein könnte.)
  6. Welche Unterstützungen, Ressourcen und Fähigkeiten haben Sie bereits, um die Veränderung zu erreichen?
  7. Welche Unterstützungen, Ressourcen und Fähigkeiten brauchen Sie noch? Wo könnten Sie sie bekommen?
  8. Was ist ein guter erster Schritt zu Ihrer Veränderung? (Wann genau, wie, wo, mit wem?)
  9. Was haben Sie schon getan, was Ihnen (mehr oder weniger stark) geholfen hat?

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